Orden und Ehrenzeichen

Der Hilâl Nişanı (Orden des halben Mondes) gilt als Vorläufer u. a. des türkischen Auszeichnungswesens. 1799 belohnte Sultan Selim III. den britischen Admiral Horatio Nelson mit dieser im Osmanischen Reich bis dahin ungebräuchlichen Form der Auszeichnung. Die Dekoration ist europäischen Orden nachempfunden, jedoch wurde deren christliche Symbolik den osmanischen Verhältnissen angepasst.[1][2][3][4]

Orden und Ehrenzeichen sind Auszeichnungen in Form tragbarer Abzeichen, die von staatlichen oder staatlich autorisierten Stellen als Belohnung für geleistete Dienste oder vorbildliches Verhalten verliehen werden, sowie um sich die Loyalität der auszuzeichnenden Person zu sichern. Orden und Ehrenzeichen besitzen politischen Charakter, als Staatssymbole stehen sie unter dem besonderen Schutz des Staates, sie dienen seiner Selbstdarstellung und transportieren dessen Werte. Die zumeist öffentlich und in feierlichem Rahmen vorgenommene Ehrung durch Orden, Ehrenzeichen oder Preise ist ein Akt der Wertsetzung und Wertpflege innerhalb der jeweiligen Gesellschaft, wobei die Werte zunächst bei der Stiftung und nochmals bei der konkreten Verleihung expliziert werden.

Frühe Formen geordneter Systeme tragbarer Auszeichnungen existierten bereits in der Antike, sie haben jedoch den Zusammenbruch des Imperium Romanum nicht überdauert. Verdienstorden moderner Prägung gehen historisch auf die christlichen und weltlichen Ritterorden des Hochmittelalters zurück. Die Aufnahme in einen Ritterorden setzte adlige Geburt voraus oder war mit einer Erhebung in den Adelsstand verbunden („Ritterschlag“). Haus- und Hoforden werden zu den Ritterorden gezählt und stellen, zusammen mit den frühen Verdienstorden, Übergangsformen dar, bei denen die ritterliche Gemeinschaft allmählich in den Hintergrund trat und schließlich nur noch ideell bestand, um mit dem Ende der Monarchien gänzlich zu verschwinden. Viele ehemalige Hausorden nahmen im Laufe der Zeit den Charakter von Verdienstorden an, beziehungsweise wurden in Verdienstorden umgewandelt. Als Urbild des mittelalterlichen Ritterordens und als Vorbild für die sich daraus entwickelnden modernen Verdienstorden gelten der heute noch bestehende englische Hosenbandorden beziehungsweise Orden vom Goldenen Vlies.

Die Französische Revolution, Gründung der Ehrenlegion und Befreiungskriege, zogen einen nachhaltigen Wandel des europäischen und internationalen Auszeichnungswesens nach sich. Dieser Prozess beeinflusste bestehende Orden, inspirierte Neustiftungen, und führte schließlich zur Entstehung moderner Verdienstorden sowie der Ehrenzeichen.

Die Unterscheidung zwischen „Orden“ und „Ehrenzeichen“ ist heute meist nur noch nomenklatorischer Natur. In der Vergangenheit standen jedoch Orden im eigentlichen Sinne nur Adeligen oder höheren Beamten und Offizieren offen. Ehrenzeichen (in Deutschland häufig als „Kreuze“ oder „Medaillen“ ausgegeben) waren dagegen für jedermann bestimmt oder aber ausschließlich für niedere Beamte, Unteroffiziere und/oder Mannschaften usw. Die Träger von Orden wurden meist „Ritter“ genannt, jene von Ehrenzeichen „Inhaber“. Heute ist diese Unterscheidung obsolet, mit wenigen Ausnahmen, wie die geistlichen Ritterorden oder die Ritterorden der Monarchien, v. a. Spanien oder England, deren Aufnahme oft (aber nicht immer) mit einer Erhebung in den Adelsstand (vgl. etwa den Titel Sir) verbunden sind.

  1. Order of the Turkish Crescent. (Memento vom 11. Mai 2012 im Internet Archive)
  2. Orden des halben Mondes. In: Kaspar Friedrich Gottschalck: Almanach der Ritter-Orden. Band 2. Georg Joachim Goeschen, 1818, S. 161 f.; Textarchiv – Internet Archive.
  3. Ludwig Kuhn: Handbuch der Geschichte und Verfassung aller blühenden Ritterorden in Europa. Nebst Nachrichten von erloschenen Ritter-Orden und von Ehrenmedaillen. Wien 1811, S. 193 ff. books.google.de
  4. Johann Georg Krünitz: Oeconomische Encyclopädie, oder allgemeines System der Land- Haus- und Staats-Wirthschaft. 1817, S. 518 ff. books.google.de

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